Wo das Singen eine „Luschd“ ist „Anno dazumal“ war das Motto des Chorfests, das die Gäste im Biergarten begeisterte
Gestern, 26.07.2015, gab es im Biergarten der „Luschd“ einen Frühschoppen der besonderen Art. Keine Blaskapelle, sondern sechs Chöre gestalteten das Programm und stellten wie „anno dazumal“ Albert Weisgerbers Bild „Sängerfest“ nach.
Am Sonntag war es eine wahre Lust, in der „Luschd“ zu sein. Das Wetter spielte mit und es waren viele Gäste, abseits vom Donnerstag-Turnus der dort stattfindenden Sommerkonzerte, gekommen, der Musik zu lauschen. Einer ganz besonderen Musik, denn gestern hatten sich rund 120 Sängerinnen und Sänger unter den schattigen Bäumen versammelt, um am Ende des Konzerts für ein Foto zu posieren. Ein Bild, das das abbilden sollte, was der St. Ingberter Künstlersohn Albert Weisgerber, der vor 100 Jahren als Soldat gefallen war, mit Pinselstrichen festhielt – ein „Sängerfest“ mit vielen Hundert Akteuren. So viele waren es am Sonntag nicht, doch Werner Zeitz, Vorsitzender des Kreischorverbandes, war sehr zufrieden: „Es gibt unter den Kreischorverbänden kaum einen, der so rührig ist wie unserer.“
Nachdem vor einiger Zeit im Gespräch zwischen ihm, Andrea Kihm von der Kulturabteilung der Stadt und Kreischorleiter Everard Sigal der Gedanke aufkam, holte man sich noch Andrea Fischer von der Weisgerber-Stiftung ins Boot und schnell nahm die Idee Gestalt an, das historische Bild nachzuempfinden. Auch der Heimat- und Verkehrsverein St. Ingbert unterstützte das Ganze und so machten sich die Sänger des Becker-Chores, deren Reihen vom Männergesangverein Frohsinn aufgefüllt wurden, der Chorgemeinschaft Ommersheim, der Sangesfreunde 1868 Oberwürzbach, des Gesangvereins Germania St. Ingbert und des Männergesangvereins Frohsinn in den Biergarten auf, um zuerst in der für sie üblichen „Formation“ einige Lieder zum Besten zu geben. Nach rund zwei Stunden Gesang, bei dem von den Zuhörern viele mitsangen oder sogar mittanzten, vereinten sich auf der Bühne alle Sänger und „alle die sich zum Singen berufen fühlen“, wie Zeitz sagte, zu einem „kräftigen Männerchor“. Als diese gemeinsamen Lieder verstummten, hätte es für die meisten Gäste noch weitergehen können. Doch nun war Fototermin. Alle Sänger wurden aufgestellt, die Fahnen nach vorn, Mund weit auf, der Dirigent Sigal mit weit geöffneten Armen, so ungefähr muss es wohl vor hundert Jahren ausgesehen haben. „Es hat alles gepasst“, so Sigal, „es war eine super schöne Veranstaltung.“
Statt des obligatorischen Huts gingen Spendendosen für die Kinderkrebshilfe unterm Publikum rund. Eigentlich sollte der ehemalige Landrat Clemens Lindemann, dem die Initiative eine Herzensangelegenheit ist und der auch Ehrenmitglied im Kreischorverband ist, an diesem Tag verabschiedet werden, doch sein Gesundheitszustand ließ dies noch nicht zu. Es hätte ihm gefallen.
Quelle: Saarbrücker Zeitung