Fett weg für die Politiker – MGV Frohsinn St. Ingbert machte vor Oberbürgermeister und Kanzlerin nicht halt

Fett weg für die Politiker – MGV Frohsinn St. Ingbert machte vor Oberbürgermeister und Kanzlerin nicht halt

Ein scharfes Auge haben die St. Ingberter Narren auf das, was in der Politik passiert. Und so bekamen die Damen und Herren Entscheidungsträger bei der Kappensitzung ordentlich ihr Fett weg.

Die Kappensitzung des MGV Frohsinn am Freitagabend in der Stadthalle begann mit der Verlesung einer fiktiven Mail eines „Antifasenachters“, der die fünfte Jahreszeit als Beklopptezeit ad acta legte. „Uff ähner Schlach wird alles dämlisch, das leit, saht mer, am Datum nämlich. Für mich is das ganz furchterbar, am schlimmste iss es an der Saar“, hieß es im einführenden Prolog. In einer Zeit, wo sich die „Doofe stark vermehren“, könne man sich nur dagegen wehren, dann „isses das Beste, dass mer sich verpisst, grad wenn em gar kenner vermisst“. Konnte man hier noch von Zufall reden, dass es sich dabei um eine Anspielung auf den bei der Sitzung leeren Stuhl des Oberbürgermeisters handelte, wurde nicht nur in den folgenden Worten deutlich, dass der abstinente Rathaus-Chef Teil dieses Reimes war.

Noch einen drauf setzte Elmar Becker von der BKG „Nix wie druff“, der es in jahrzehntelangen Fastnachtskarriere noch nie erlebt hätte, dass sich jemand in dieser Position in der „Fastachtszeit für vier Wochen in den Urlaub absetzt“, in einer Zeit, wo es in der Welt bunter werde, es der Stadtrat aber auch bunter treibe. Gerade da schlug die Stunde von Ex-OB Georg Jung, der gut gelaunt mit den dirndltragenden Jungs vom Frohsinns-Männerballett einen Schuhplattler hinlegte. Doch zuvor hatte er mit drei MGV-Sängern in einer Nacht- und Nebel-Aktion dafür gesorgt, dass die Akteure über einen nagelneu gebauten Aufzug die Bühne erreichen konnten.

„Ob im Norden, Osten, Süden, Westen, wer zuletzt lacht, lacht am besten“, hieß es dazu passend beim Till in der Bütt. Ob die Durchhaltesprüche von „Mutti Merkel“ oder nicht erfüllte Abgaswerte. Was 2015 passierte, kam für den Jahresrückblick des Pfälzers gerade recht. Aber auch Flüchtlingskrise, Attentate oder Pegida wurden nicht ausgespart. „War der wieder gut“, hieß es später bei den Gästen. Was auf Till ebenfalls hätte zutreffen können, bezog sich aber eindeutig auf Konrad Weisgerber, der als Leierkastenmann St. Ingberter „Spezialitäten“ unters närrische Volk brachte. Er solle nach seinem Auftritt als Tänzerin im vergangenen Jahr wieder „kritisch und frech“ sein, hätte sich das Publikum gewünscht. Und in seinem Wunschkonzert bekamen Stadtwerke-Bau, Turnhallenruinen, der Zustand des Stadtparks und der OB ihr Fett weg. Er benannte die Rohrbacher Hauptstrooß in Obere Bobby-Car-Street um, bezeichnete die nette Toilette als „scheißfreundlich“ und verwies auf den Aufzug, für den der MGV extra ein Loch in die Stadthallenbühne geschnitten hätte. Und das ohne Schreiner!

Aber es wurde nicht nur geredet, sondern auch auf hohem Niveau getanzt und gesungen. Und so, wie eine Kappensitzung ohne Funkenmariechen wie eine Fastnacht ohne Faasekiechelscher ist, ist die MGV-Fasenacht ohne Frohsinns-krätzjer, Fastnachtschor und Männerballett nur halb so schön. „Die Mutti hat gerufen, nun sind wir alle da“, bezogen sich die Krätzjer auf die „große“ Politik. Und sie „schafften das“, die St. Ingberter mit- und von ihren Stühlen zu reißen.

Selbst gegen Ende der Sitzung als der auferstandene „Senkel“ seinem ebenfalls toten Onkel Albert Weisgerber mit „echten“ Gemälde-Kopien huldigte und Elferratspräsident Andreas Theis als Bauchtänzerin den Narren zum Hüftschwung verhalf, war die Luft noch lange nicht raus. Oder um es mit dem „Wuschd“ zu sagen: „Die Fasenacht beim Frohsinn, die ist einfach nur scheen“.

Die Akteure: Tanz: Prinzengarde Miesau, Aktivengarde der BKG „Nix wie druff“, Funkenmariechen Laura Fischer der Aktionsgemeinschaft Heidstock, Männerballett des MGV Frohsinn; In der Bütt: Andreas Franz von den Bruchkatzen Ramstein als Till, Konrad Weisgerber vom MGV Frohsinn als Leierkastenmann, Peter Steinfels und Georg Buchheit alias „Der Verbaute und der Versaute“, Klaus Reichard von „Alleh Hopp“ Spiesen alias De Wuschd; Musik: Frohsinnskrätzjer, Fastnachtschor und De Baumichel Michael Sehn des MGV Frohsinn, Spielmannszug der Feuerwehr Sulzbach, Die Moonlights.

 

Quelle: Saarbrücker Zeitung