Starke Musiker und Sänger begeistern beim Neujahrskonzert
Mit rund 600 Gästen war das Neujahrskonzert des MGV Frohsinn (MGV) am vergangenen Samstag, 14. Januar, bis auf den letzten Platz komplett ausverkauft. Ein musikalisch gut gemischtes Programm und mehrere beteiligte Vereine und Chöre verbreiteten gute Laune und kurzweilige Unterhaltung.
Das Neujahrskonzert, das in diesem Jahr in seiner 12. Auflage durchgeführt wurde, ist immer eine große Herausforderung für die Akteure, verrät der Vorsitzende des MGV, Heribert Wallacher bei der Begrüßung. Da wird an Weihnachten und zwischen den Feiertagen die Zeit genutzt, um zu proben, damit den Gästen ein professionelles Programm geboten werden kann. Bei dem gastgebenden MGV kommt noch hinzu, dass auch die Proben für ihre Kappensitzung am 3. Februar bereits auf Hochtouren laufen.
Gemeinsam mit dem „Kuckuckschor“ Hassel und der „Orchestergemeinschaft Musik verbindet“ Oberwürzbach veranstaltet der MGV seit Anbeginn die Neujahrskonzerte. Anders als bei den meisten Konzerten verzichtet der MGV an dieser Veranstaltung auf typische Konzertbestuhlung. In lockerer Atmosphäre sitzen hier die Gäste an Tischen zusammen und können so das Konzert in vollen Zügen genießen, und zu genießen gab es in diesem Jahr wieder sehr viel.
Dank der hervorragenden und ausführlichen Anmoderationen durch Andreas Herold, konnten sich die Zuhörer des Konzertabends schon vor den musikalischen Darbietungen auf die jeweiligen Stücke des Abends einfühlen. Herold gab dabei nicht nur die üblichen Informationen über Komponisten oder Uraufführungen. Mit kleinen Erzählungen zu den Hintergründen und Inhalten der Lieder hatte so der Zuhörer neben den Klängen auch die passenden Bilder dazu im Kopf. So auch beim Eröffnungsstück durch die Orchestergemeinschaft „Musik verbindet“ unter der Leitung von Marc Stutz- Boukouya. Mit „Die Hexe und die Heilige“, einem Stück, das als Geschenk für den 50. Geburtstag der Jugend Brass Band von Ellwangen komponiert und beim Jubiläumskonzert 2004 aufgeführt wurde, ging es ins 16. Jahrhundert in die mittelalterliche Welt um Ellwangen. Eine Zeit, in der die Scheiterhaufen fast täglich brannten und mehr als die Hälfte der weiblichen Bevölkerung Ellwangens den Tod im Feuer fanden. In dieser Zeit kommen die Zwillinge Sibylla und Helena zur Welt und schon allein die Tatsache, dass es Zwillinge sind, beunruhigt und verängstigt die, vom Aberglauben geprägte, Bevölkerung Ellwangens. So entwickelt sich die Geschichte – die eine gefoltert, die andere verehrt. Die eine habe mit dem Teufel gebuhlt, während die andere nur Gottes Wort gesprochen – die die Oberwürzbacher brillant musikalisch wiedergaben und dafür reichlich Applaus erhielten.
Nach der Orchestergemeinschaft schlüpfte der MGV Frohsinn, der an diesem Abend zum ersten Male beim Neujahrskonzert unter dem Dirigat ihres neuen Chorleiters Markus Schaubel auftrat, in die Rolle des Zigeunerchores auch bekannt als „Coro di Zingari“ aus der Oper „Il Trovatore“. Die meisten berühmten Melodien von Verdi sind üblicherweise Arien, aber in diesem Fall, dem Zigeunerchor, ist es ein Chor. Die Sänger um Markus Schaubel liessen dann den Chor der Gefangenen aus der Oper „Nabucco“ von Guiseppe Verdi erklingen. Zum Singen und swingen animierte anschließend die Orchestergemeinschaft Musik verbindet bei ihrem zweiten Auftritt. Mit „Sing, Sing, Sing“ (With a Swing), einer Komposition von Louis Prima aus dem Jahr 1936, kam richtig gute Laune in der Stadthalle auf. Unsterblich und zum Jazzstandard wurde dieses Stück durch das berühmte Live-Konzert von Benny Goodman am Abend des 16. Januar 1938 in der New Yorker Carnegie Hall. „Caravan“, der zweite Titel und ebenfalls ein Jazz-Standard, wurde komponiert von Juan Tizol und Duke Ellington.
Als herzergreifend kann man den Auftritt des Kuckuckschors bezeichnen. Mit ihrem Repertoire aus „Die Glocken von Isola Bella“ mit Wolfgang Hubertus als Solist, „Oh my Lord“ getragen von der tiefen Stimme des Solisten Theo Anselmann und „Feurige Herzen, roter Wein“ mit Rudi Anselmann an der Geige und Wolfgang Hubertus, ernteten die Hasseler Sänger Begeisterungsrufe und kamen nicht ohne eine Zugabe zu geben von der Bühne. Frisch gestärkt ging es nach der Pause mit Gulliver auf Reisen. Die Vertonung des Buches "Gullivers Reise" (1726) von Jonathan Swift, spielte die Orchestergemeinschaft „Musik verbindet“ in vier Sätzen, die die Namen der bereisten Gebiete, Lilliput, Brobdingnag, Laputa und The Houyhnhnms, trugen. Durch die Moderation von Andreas Herold konnte auch hier der Bezug der Musik zu den Inhalten gut nachvollzogen werden.
Mit dem Auftritt des Chores „Canticum Novum“ , ebenfalls unter der Leitung von Markus Schaubel, wurde es voll auf der Bühne. Der gemischte Chor der Pfarrei St. Josef lud ein in die Welt der Gospels und Spirituals. Mit I’m gonna begannen sie mit einem Gospellied, gefolgt von „Glorious Kingdom“, einem Spiritual. Go Down Moses, ein amerikanisches Negro Spiritual, das Ereignisse des Alten Testaments der Bibel beschreibt, „Oh Happy Day“, „Sing to the Lord a new Song“ und „I will follow him“, vielen bekannt aus dem Film „Sister Act“ mit Whoopie Goldberg, konnte „Canticum Novum“ ebenfalls das Publikum begeistern. Bereits auf der Zielgeraden angekommen hatte die Orchestergemeinschaft „Musik verbindet“ ihren nächsten Part. Auf den Notenständern der San-Lorenzo-Marsch, ein argentinischer Militärmarsch, der 1901 von Cayetano Alberto Silva komponiert wurde, und die Fuchsgrabenpolka von Karel Vacek.
Im letzten Musikblock des Abends stellte der MGV Frohsinn unter der Leitung von Markus Schaubel gesanglich Hans Unterweger vor. Der 1962 in Ebene Reichenau (Kärnten) geborene Musikpädagoge und Komponist schrieb das Chorstück „Männer mag man eben“, das mit Charme und musikalischem Drive begeisterte. In dem Zweiten Stück von Unterweger „Frauen sind anders“ schildert er mit charmantem Humor die angeblichen weiblichen Besonderheiten im Wechselspiel der Geschlechter. Beide Titel wurden von ihm in einem ganz besonderen A-Capella-POP-Style geschrieben und vom MGV vorgetragen. Beim letzten Titel in diesem Musikblock, „Marmor, Stein und Eisen bricht“, der durch unvergessenen Drafi Deutscher bekannt wurde, stimmten spontan viele der Zuhörer im Saal mit ein. Unterstützt wurde der Chor dabei musikalisch von Leander Usner am Bass und Wolfgang Schmelzer am Schlagzeug. Das wohl kürzeste Solo des Konzertes kam von Günther Kunze. Für einen Pfiff, den er meisterlich in Unterwegers Stück platzierte, gab es sogar Sonderapplaus.
Nach rund drei Stunden traten alle mitwirkende des Abends zum gemeinsamen Abschluss auf der Bühne an. Mit dem Steigermarsch verabschiedeten sie sich beim Publikum, das in Hochstimmung gebracht lauthals mitsang und gleich noch eine Zugabe forderte. Weil es so schön war, gab es den Steigermarsch gleich nochmal hinterher. Dem MGV bleiben jetzt nur noch wenige Tage, bis sie erneut auf der Bühne stehen werden. Am 3. Februar lädt die närrische Abteilung zur Kappensitzung ein.
(mit freundlicher Genehmigung von Herrn Norbert Ramelli)